Netzwerk-Marketing (Network-Marketing)

Was ist Network-Marketing und wie funktioniert Netzwerk-Marketing?

Inwiefern unterscheidet sich Network Marketing von traditionellen Vertriebsmethoden? Können Einzelpersonen durch Network Marketing nicht nur ein Einkommen, sondern auch ein nachhaltiges Geschäft aufbauen? Ist Netzwerk-Marketing seriös?

Was bedeutet Network-Marketing?

Netzwerk-Marketing (Network-Marketing), oft als Multi-Level-Marketing (MLM) oder Strukturvertrieb bezeichnet, ist eine besondere Form des Direktvertriebs. Anders als im traditionellen Direktvertrieb motivieren hier Vertriebspartner ihre Kunden nicht nur zum Kauf, sondern auch dazu, selbst als Vertriebspartner tätig zu werden und von diesen Verkäufen zu profitieren. Abhängig von der Struktur können einige Netzwerk-Marketing-Modelle illegalen Schneeballsystemen ähnlich sein oder diese imitieren.

Diese Mitarbeiter haben die Möglichkeit, eigene Produkte zu vertreiben und zusätzlich weitere Vertriebsmitarbeiter für ihr Team zu gewinnen. Die Vergütung erfolgt meistens durch Provisionen für den direkten Verkauf und Bonuszahlungen aus den Umsätzen ihres Teams.

Im sozialen Netzwerk gibt es sowohl horizontale als auch vertikale Verbindungen. Bei MLM hingegen erfolgt die Verknüpfung nur vertikal. Die Struktur ähnelt einem Baum, dessen Stamm nach oben in zahlreiche Richtungen ausläuft.

Definition: Network Marketing

Im Network Marketing (Netzwerk-Marketing) werden Produkte unmittelbar an den Endverbraucher verkauft. Dabei erhalten Vertriebspartner nicht nur Provisionen für den Produktverkauf, sondern auch für das Anwerben neuer Vertriebsmitglieder.

Ist Network Marketing und Multi-Level-Marketing da selbe?

Sowohl Network Marketing als auch Multi-Level-Marketing bezeichnen eine Geschäftsstruktur, bei der Produkte direkt an Endverbraucher verkauft werden, oft durch Mund-zu-Mund-Propaganda und Direktvertrieb. In beiden Systemen verdienen Verkäufer Provisionen aus direkten Verkäufen sowie aus den Verkäufen ihrer Rekruten und deren nachfolgenden Rekruten.

Ziele

Das Hauptziel von MLM besteht darin, so viele Vertriebspartner wie möglich für ein Produkt zu gewinnen und dadurch die Verkaufskraft exponentiell zu steigern.

Vergütungsplan

  • Im MLM ist der Vergütungsplan so aufgebaut, dass Provisionen an Personen auf mehreren Ebenen gezahlt werden, sobald ein Verkauf getätigt wird. Das Einkommen hängt dabei vom gesamten Verkaufsvolumen ab.
  • Einige Quellen betonen, dass sich Network Marketing und MLM hauptsächlich im Vergütungsplan unterscheiden. Während Network Marketing auf einem Direktvertriebsvergütungsplan basiert, sind MLM-Vergütungspläne oft komplexer.

Abgrenzung zum Direktvertrieb

  • Während alle MLM-Unternehmen den Direktvertrieb nutzen, sind nicht alle Direktvertriebsunternehmen MLMs.

Kontroversen und Missverständnisse

  • MLM ist eine legitime Geschäftsstrategie, sie wird jedoch oft kontrovers diskutiert, vor allem wegen Pyramidensystemen. Solche Systeme nutzen Geld von neuen Mitgliedern, um diejenigen an der Spitze zu bezahlen, anstatt diejenigen zu vergüten, die tatsächlich verkaufen.
  • Pyramidensysteme können oft daran erkannt werden, dass sie mehr Wert auf die Rekrutierung neuer Mitglieder legen als auf den tatsächlichen Produktverkauf.

Vor- und Nachteile von Network-Marketing

Network Marketing bietet Chancen für flexible Arbeitsbedingungen und attraktive Einkommensmöglichkeiten. Allerdings gibt es auch potenzielle Risiken und Schwierigkeiten. Wer über eine Tätigkeit in diesem Bereich nachdenkt, sollte sich intensiv informieren und die Vor- und Nachteile sorgfältig prüfen.

Vorteile

  • Flexible Arbeitszeiten: Vertriebspartner haben die Freiheit, ihre Arbeitszeit selbst zu gestalten und können häufig von zu Hause aus arbeiten.
  • Geringe Anfangsinvestition: Im Vergleich zu konventionellen Geschäftsmodellen sind die Einstiegskosten in Network Marketing oft niedriger.
  • Attraktive Verdienstmöglichkeiten: Bei erfolgreicher Arbeit und Teamerweiterung sind hohe Einnahmen möglich.
  • Schulung und Support: Viele Unternehmen im Network Marketing bieten gezielte Schulungen und fortlaufende Unterstützung, um den Erfolg ihrer Vertriebspartner zu fördern.

Nachteile

  • Risiko von Betrug: Leider gibt es auch unseriöse Network-Marketing-Firmen; es kann herausfordernd sein, die guten von den schlechten zu unterscheiden.
  • Rekrutierungsdruck: Oft gibt es einen starken Anreiz, ständig neue Vertriebspartner zu gewinnen, was zusätzlichen Druck erzeugen kann.
  • Marktkonkurrenz: Bei vielen ähnlichen Produkten und Dienstleistungen im Markt kann es schwerfallen, sich durchzusetzen.
  • Schwankendes Einkommen: Die Einnahmen im Network Marketing können variieren und bieten keine garantierte Stabilität.

Ist Network Marketing seriös?

Es kommt darauf an, Ja und Nein zugleich. Allerdings gibt es im Bereich des Network Marketings auch zahlreiche schwarze Schafe. Die fragwürdigen Modelle sind oft als «Schneeballsysteme» oder «Pyramidensysteme» bekannt. Sie basieren auf der kontinuierlichen Rekrutierung neuer Mitglieder, oft durch irreführende Versprechungen. Solche Systeme sind insofern riskant, als sie nur solange funktionieren, wie stetig neue Personen beitreten.

Schneeballsysteme ähneln einem rollenden Schneeball, der stetig wächst, bis er schliesslich unkontrollierbar wird und zusammenbricht. Daher sind sie in vielen Ländern illegal.

Es ist ratsam, vorsichtig gegenüber verlockenden Versprechungen in diesem Sektor zu sein, besonders wenn schneller Reichtum in Aussicht gestellt wird. Meist profitieren lediglich die Initiatoren solcher Modelle.

Staatssekretariat für Wirtschaft

Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) äussert Bedenken bezüglich MLM-Unternehmen. Es ist schwierig zu unterscheiden, welche dieser Unternehmen legal oder illegal agieren. Selbst legale Modelle können zu finanziellen Verlusten führen, da Verkäufer in einem gesättigten Markt ihre Produkte oft nicht mehr verkaufen können. Beteiligt man sich an einem illegalen Modell, besteht zudem das Risiko strafrechtlicher Konsequenzen. Eine US-Studie des «Consumer Awareness Institute» fand heraus, dass 99% der Vertriebspartner finanzielle Einbussen erleiden.

In der Schweiz ist legales Network Marketing erlaubt. Jedoch sind Schneeballsysteme sowie Pyramidensysteme verboten und können mit Geldstrafen oder sogar Haft geahndet werden.

Ist Network Marketing illegal?

Network Marketing ist legal, solange mit seriösen Partnern kooperiert wird, die keine Schneeballsysteme nutzen und den Nutzen der Kunden priorisieren. Wenn rechtliche Vorgaben eingehalten werden, ist dieses Marketingmodell zulässig und effizient für den Produktvertrieb.

Unterscheidung: Network Marketing vs. Schneeballsystemen

Rechtliche Lage

  • Schneeballsysteme: In der Regel illegal.
  • Network Marketing: Rechtlich zulässig.

Funktionsweise

  • Schneeballsysteme: Basieren auf der ständigen Akquise neuer Mitglieder, die Kapital investieren. Ohne stetigen Zuwachs von Mitgliedern bricht das System zusammen, wodurch Beteiligte Verluste erleiden.
  • Network Marketing: Nicht ausschliesslich von Neumitglieder-Akquise abhängig. Vertriebspartner können Einnahmen durch den Verkauf von Produkten erzielen.

Stabilität

  • Schneeballsysteme: Instabil und neigen dazu, schnell zu kollabieren.
  • Network Marketing: Stabiler, da es nicht nur auf ständige Mitgliederzunahme angewiesen ist.

Geldfluss und Gegenleistung

  • Schneeballsysteme: Mitglieder investieren oft ohne echte Gegenleistung. Gewinne sind abhängig von der ständigen Neugewinnung von Mitgliedern.
  • Network Marketing: Vertriebspartner investieren in Produkte und erhalten dafür eine Gegenleistung. Zusätzliche Vergütung für den Aufbau eines Vertriebsnetzwerks ist möglich.

Wie funktioniert Network Marketing?

Im Network Marketing werben Kunden andere Kunden und werden dafür von den Unternehmen belohnt. Kunden, die Produkte kaufen und bewerten, werden zu Vertriebspartnern und fördern diese Produkte, um neue Kunden zu gewinnen. Unternehmen bieten ihre Produkte zu Einkaufspreisen an, und der daraus resultierende Aufpreis an den Vertriebspartner variiert je nach Produkt zwischen 10 % und 50 %. So generieren Unternehmen Gewinne, während Vertriebspartner durch Provisionszahlungen profitieren.

Die Vertriebsmethode des Network Marketing entstand in den USA während der Wirtschaftskrise der 1930er Jahre. Damals erkannte man, dass positive Produktbewertungen das Kaufverhalten beeinflussen. Unternehmen boten unabhängigen Vertrieblern ihre Produkte an, um diese im persönlichen Umfeld zu empfehlen.

Beim Network Marketing verkaufen Privatpersonen über Empfehlungen an Freunde und Familie. Statt traditioneller Werbung setzen Unternehmen auf direkte Ansprache und Empfehlungen ihrer Vertriebspartner, wodurch vertrauensvolle Kundenbeziehungen entstehen. Die Bezahlung der Vertriebspartner erfolgt durch Provisionen und Aufschläge beim Weiterverkauf, wodurch Unternehmen feste Lohnkosten sparen können. Dadurch wird ein effizienter und kostengünstiger Produktvertrieb ermöglicht, der eine breite Marktpräsenz sicherstellt.

Verdienstmöglichkeiten im Network Marketing

Das nachfolgende Modell bietet einen Einblick in die Vergütungsstrukturen des Network Marketings anhand eines fiktiven Unternehmens.

EbeneAnzahl VertriebspartnerVerkaufsumsatz je Ebene (€)Provision für die höchste Ebene (€)
1130060 (20% direkte Provision)
239009 (1% indirekte Provision)
392.70027 (1% indirekte Provision)
48124.300243 (1% indirekte Provision)
56.5611.968.30019.683 (1% indirekte Provision)

Im obenstehenden Beispiel haben alle Personen, ausser denen auf der untersten Ebene, jeweils drei neue Vertriebspartner angeworben. Jeder Partner erzielt Direktverkäufe im Wert von 300€ und erhält darauf 20% direkte Provision. Zusätzlich gibt es 1% indirekte Provision vom Umsatz der jeweils darunterliegenden Ebene. Wichtig:

Wenn das Einkommen hauptsächlich durch das Anwerben neuer Mitarbeiter generiert wird und nicht durch Produktverkäufe an Endkunden, kann dies auf ein illegales Schneeballsystem hinweisen.

Um Missbrauch zu verhindern, setzen Unternehmen Obergrenzen:

  • Tiefenbegrenzung: Provisionen können nur bis zu einer bestimmten Tiefe in der Hierarchie verdient werden.
  • Breitenbegrenzung: Die Anzahl der direkt untergeordneten Partner, von denen Provisionen verdient werden können, ist begrenzt.

Zusätzliche Verdienstmöglichkeiten:

  • Provisionszahlungen auf unterschiedlichen Ebenen, was zu höheren Produktkosten führen kann.
  • Bonussysteme, die zusätzlich zum regulären Einkommen ausgezahlt werden.

In der Network Marketing Branche gibt es keine obere Grenze für das Einkommen; es basiert auf individueller Performance und Vertriebsaktivität.

Welche Unternehmen nutzen Network Marketing?

Es gibt über 100 Firmen in Deutschland, die Network Marketing nutzen, von der Finanzbranche bis zum Hundefutter-Direktvertrieb. Viele nutzen auch Influencer auf Plattformen wie Instagram oder TikTok, um ihre Produkte zu bewerben. Hier ist eine verkürzte Liste von Unternehmen nach Kategorien:

  • Haushalt: Haka Kunz GmbH, Tupperware, Vorwerk & Co. KG.
  • Kosmetik, Gesundheit & Mode: AVON, Herbalife Ltd., LR Health & Beauty Systems.
  • Energieversorgung: LichtBlick.
  • Telekommunikation: Telecom Plus.

Einige prominente Unternehmen, die Network Marketing nutzen:

Avon

Gegründet 1886 von David McConnell, der den Direktvertrieb von Kosmetik von Frauen für Frauen bevorzugte. Heute ist Avon führend im Direktvertrieb von Kosmetik weltweit.

Tupperware

Eine Marke, die nahezu jeder Deutsche kennt. Durch die berühmte "Tupperparty» wurde die Marke global bekannt. Tupperware setzt ausschliesslich auf den Direktvertrieb.