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Domainnamen richtig wählen

In diesem Beitrag erfährst Du, worauf es bei der Domainwahl ankommt: Welche Kriterien zählen beim Wählen der Domain, welche Fehler gilt es zu vermeiden und wie findest Du den Namen, der Deine Marke auch digital trägt.

Worauf es beim Wählen der Domain ankommt

Ein Domainname ist – neben einer technischen Notwendigkeit – ein digitaler Repräsentationspunkt einer Marke. Oft stellt der Domainname einen der ersten Kontaktpunkte mit potenziellen Kunden, Investoren oder Partner. Er trägt zur Markenwahrnehmung bei, beeinflusst das Vertrauen, wirkt sich auf die Suchmaschinenoptimierung aus und kann über Glaubwürdigkeit oder Irritation entscheiden.

In der Praxis gestaltet sich die Wahl der Domain häufig schwer. Dabei berührt diese gleich mehrere strategische Ebenen: Sie hat Einfluss auf Markenführung, Suchmaschinenoptimierung, rechtliche Absicherung und Nutzerverhalten. Und sie ist Teil eines grösseren Systems – der Markenarchitektur.

Ein unklarer, schwer zu merkender oder schlecht gewählter Domainname stellt eine Hürde in der Customer Journey dar. Umgekehrt kann ein gut klingender Name digitale Sichtbarkeit und Markenbindung stärken. Die Frage «Wie wähle ich den richtigen Domainnamen aus?» ist deshalb alles andere als trivial.

Was ein Domainname leisten muss

Der gewählte Domainname ist Teil der Markenidentität, strategischer Kommunikationskanal und Vertrauensanker zugleich. Um seine volle Wirkung zu entfalten, muss die Webadresse mehrere Anforderungen gleichzeitig erfüllen.

1. Wiedererkennbarkeit

Ein guter Domainname ist unverwechselbar. Er grenzt sich klar von generischen Begriffen oder Mitbewerbern ab und bleibt im Gedächtnis. Das gilt besonders in Märkten mit hoher Marktdichte, in denen Differenzierung entscheidend ist.

Dos

  • fridabag.ch – Eigenständiger Markenname mit Produktbezug
  • on-running.com – Klar, international anschlussfähig
  • digitec.ch – Kurzer, unverwechselbarer Tech-Brand aus der Schweiz

Don’ts

  • best-shoes123.com – Generisch und austauschbar
  • theoriginalswissbagstore.ch – Zu lang und nicht differenzierend
  • technik-shop-schweiz.ch – Keine Markenidentität, reine Keyword-Masse

2. Klarheit & Lesbarkeit

Der Name muss intuitiv erfasst werden – sowohl visuell als auch phonetisch. Verwirrende Schreibweisen, doppelte Buchstaben, Zahlenkombinationen oder Bindestriche erhöhen die Fehlerquote und senken die Conversion. Faustregel: Eine Domain sollte sich problemlos am Telefon diktieren lassen.

Dos

  • twint.ch – Prägnant, sprachlich eindeutig
  • klarna.com – Klare, einfache Schreibweise
  • exlibris.ch – Kurze, elegante Domain, auch phonetisch stabil in der Schweiz

Don’ts

  • x-treme-4-u.de – Kompliziert, wirkt nach 2003
  • schoenheitundnaturundmehr.ch – Zu lang, schwer erfassbar
  • guets-neus-buechli24.ch – Dialekt & Zahl machen die Kommunikation mühsam

3. Vertrauen

Domains transportieren implizite Glaubwürdigkeit. Eine .ch- oder .com-Endung wirkt stabiler als exotische Top-Level-Domains wie .xyz oder .online – besonders bei sicherheitsrelevanten Angeboten (z. B. Finanzen, Gesundheit). Auch der sprachliche Duktus spielt eine Rolle: Authentische, natürlich klingende Domains stärken die Markenwahrnehmung.

Dos

  • helsana.ch – Seriöse Assoziation, klare Herkunft
  • avrios.com – Kunstname mit Professionalität
  • postfinance.ch – Institutionell verankert, hohe Glaubwürdigkeit

 Don’ts

  • cheapmeds-now.biz – Unseriöse Anmutung
  • deineversicherung.click – Verdacht auf Spam
  • versicherungschweiz.top – Exotische TLD, wirkt wenig vertrauenswürdig

4. SEO & Auffindbarkeit

Obwohl Keywords in Domains heute weniger SEO-Relevanz haben als früher, wirken sie sich weiterhin auf Klickverhalten und semantische Nähe aus. Eine klare Domainstruktur und verständliche Begriffe helfen Usern – und damit auch Suchmaschinen. Wichtig ist: Die Domain muss nicht «SEO-optimiert» sein, sondern «menschenoptimiert» – präzise, einleuchtend, vertrauensvoll.

Dos

  • autohero.com – Klarer thematischer Bezug
  • naturafit.ch – Semantisch stark, markenfähig
  • coopathome.ch – Verknüpft Brand mit Suchintention, Schweizbezug klar

Don’ts

  • kaufenbilligessen.ch – Keyword-Missbrauch ohne Markenwert
  • gesund-abnehmen-ratgeber24.net – Wirkt nach Clickbait
  • kaufeinfachschweiz.ch – Generisch, keine Differenzierung

5. Anschlussfähigkeit

Ein Domainname muss skalierbar sein – sprachlich wie geografisch. Wer international denkt, sollte prüfen, ob der Name auch in anderen Sprachen funktioniert, keine unerwünschten Bedeutungen trägt und als Marke global einsetzbar ist. Auch Subdomains oder Landingpages sollten sich logisch und semantisch anschliessen lassen.

Dos

  • getyourguide.com – International verständlich, erweiterbar
  • yamo.bio – Kurz, innovativ, markenfähig
  • farmy.ch – Klarer Name, schweizweit nutzbar, international adaptierbar

Don’ts

  • blumenlieferservice-zuerich.ch – Lokal beschränkt
  • mein-fahrrad-verleih-im-oberengadin.ch – Zu lang, nicht skalierbar
  • gemuesekorb-aargau.ch – Keine Markenerweiterung möglich

Verbindung zur Markenstrategie

Ein Domainname ist nicht losgelöst von der Markenstrategie zu betrachten – er ist ihre digitale Verlängerung. Im Idealfall bildet die Internetadresse die Marke ab: sprachlich, visuell, strategisch. Wenn die verschiedenen Kontaktpunkte nicht miteinander harmonieren, entsteht Bruch.

Einheitlichkeit schafft Vertrauen

Die Webadresse ist ein konstanter Berührungspunkt. Ob in der E-Mail-Adresse, auf Printprodukten, in Social Media oder im gesprochenen Wort – sie ist omnipräsent. Ist sie konsistent mit dem Markennamen und dem visuellen Auftritt, stärkt sie Wiedererkennbarkeit und Vertrauen. Umgekehrt wirkt eine Domain, der vom Markennamen abweicht oder improvisiert wurde, wie ein Flickwerk – und schwächt die Glaubwürdigkeit.

Beispiel: Wenn die Marke «Vallera» heisst, aber nur vallera-online.ch oder vallera-gmbh.com verfügbar sind, geht etwas von der Markenreinheit verloren.

Webadresse als Teil der Positionierung

Die Domain kommuniziert mit – immer. Eine kreative, sprachlich starke Internetadresse kann Differenzierung erzeugen, Sympathie aufbauen oder Expertise vermitteln. Gleichzeitig transportiert sie – implizit – Informationen über den Anspruch der Marke: lokal oder global, konventionell oder innovativ, generisch oder eigenständig.

Welche Domain-Endung passt zur Markenstrategie?

Die Webadresse beeinflusst, wie ein Unternehmen wahrgenommen wird, welche Zielgruppen sich angesprochen fühlen und wie hoch das Vertrauen in das digitale Angebot ist. Besonders im Schweizer Kontext spielt die Endung eine bedeutende Rolle in der Kommunikation von Herkunft, Seriosität und Internationalität.

.ch – Vertrauensanker für den Schweizer Markt

Die nationale Endung .ch steht für Stabilität, Verlässlichkeit und lokale Verankerung. Für Unternehmen, die ausschliesslich oder primär im Schweizer Markt agieren, ist sie meist erste Wahl. Nutzer:innen erkennen sofort die regionale Zugehörigkeit – ein psychologischer Vorteil in Märkten mit starkem Lokalbezug (z. B. Gesundheit, Recht, Ernährung, Bildung).

.com – Der globale Klassiker

Die .com-Endung wirkt international, professionell und etabliert. Sie empfiehlt sich, wenn Deine Marke auch ausserhalb der Schweiz skalieren soll – oder wenn Du ein digitales Geschäftsmodell mit globalem Anspruch verfolgst. Auch hier gilt: Ist .com nicht verfügbar, lohnt sich eine Kombination mit weiteren Endungen oder die Prüfung alternativer Domains.

Neue TLDs – strategische Differenzierung mit Risiko

Domain-Endungen wie .agency, .digital, .studio oder .shop können helfen, ein Geschäftsmodell direkt zu kommunizieren oder sich in einer spezifischen Nische zu positionieren. Doch Vorsicht: Solche TLDs sind weniger vertraut, wirken mitunter experimentell oder unseriös – besonders bei sicherheits- oder vertrauenssensiblen Branchen.

Mehrgleisigkeit denken

In vielen Fällen lohnt es sich, mehrere TLDs zu sichern:

  • .ch für den lokalen Auftritt
  • .com für internationale Reichweite
  • alternative TLDs zur Absicherung gegen Domaingrabbing oder zur Umleitung

Wenn der Wunschname vergeben ist – Strategien und Alternativen

Es kommt häufig vor, dass die .ch- oder .com-Version des Markennamens bereits belegt ist. In diesem Fall gilt es, strategisch und kreativ zu handeln:

  • Erweiterung mit Bedacht: Zusätze wie studio, group oder official können helfen, ohne die Identität zu verwässern.
  • Alternativen prüfen: Ist .ch belegt, bietet .swiss, .bio, .care oder eine branchenspezifische Endung ggf. eine elegante Lösung – aber nur, wenn sie zur Marke passt.
  • Kauf prüfen: Manchmal lohnt es sich, den Besitzer einer begehrten Domain zu kontaktieren. Preisverhandlungen oder Domainbroker sind keine Seltenheit – vor allem bei langfristigem Markenaufbau.
  • Fallback-Namen entwickeln: Wenn sich keine sinnvolle Webadresse zum bestehenden Markennamen finden lässt, kann es klüger sein, den Markennamen frühzeitig anzupassen – bevor er in Design, Kommunikation und Recht investiert wurde.

Domainprüfung & Verfügbarkeit

Ein starker Domainname nützt wenig, wenn er nicht verfügbar ist. Die Verfügbarkeitsprüfung der Domain ist ein entscheidender Realitätscheck im Naming-Prozess. Sie muss frühzeitig, systematisch und strategisch erfolgen – nicht erst, wenn Design und Kommunikation bereits stehen. Denn die Möglichkeiten sind begrenzt – und oft schon vergeben.

Die frühzeitige Prüfung verhindert spätere Konflikte – und bewahrt vor Namen, die im digitalen Raum nicht nutzbar sind. Die grundlegende Abfrage erfolgt über Whois-Datenbanken, die Informationen zu bestehenden Registrierungen liefern. Ergänzend bieten verschiedene Plattformen intuitive und schnelle Checks.

Domainnamen sichern: sofort oder spekulativ?

Wenn ein Name überzeugt und verfügbar ist: sofort sichern, denn Domains sind quasi digitale Grundstücke. Was heute frei ist, kann morgen vergeben sein. Gerade bei Neugründungen lohnt es sich, auch Varianten und Tippfehler-Domains zu sichern, um Missbrauch und Umleitungen durch Dritte zu verhindern.

Spekulative Sicherungen – also Domains, die nur potenziell gebraucht werden – können sinnvoll sein. Die Kosten sind meist marginal im Vergleich zum möglichen Markenwertverlust. Spekulative Sicherungen sind sinnvoll, wenn:

  • eine internationale Expansion geplant ist
  • ähnliche Namen im Umlauf sind
  • das Projekt verzögert startet, aber der Name bereits fix ist

Markenrechtliche Kollisionen vermeiden

Eine Domain kann verfügbar sein – und trotzdem markenrechtlich problematisch. Denn das Domainregister prüft nicht, ob ein Begriff bereits als Marke eingetragen ist. Deshalb sollte vor Registrierung geklärt werden:

  • Gibt es identische oder ähnliche eingetragene Wortmarken in derselben Branche?
  • Ist die Marke national oder international geschützt?
  • Besteht Verwechslungsgefahr im Klang, in der Schreibweise oder im semantischen Feld?

In der Schweiz liefert Swissreg erste Orientierung. Für die EU ist EUIPO zuständig, weltweit bietet WIPO Zugriff auf internationale Markenregister. Wer in diesem Punkt auf Nummer sicher gehen möchte, sollte zu gegebenen Zeitpunkt jemanden konsultieren, der auf Markenrecht spezialisiert ist.

Domainbesitz ist kein Markenschutz

Ein häufiger Irrtum: «Ich habe die Domain, also gehört mir der Name.» Domainbesitz bedeutet lediglich, dass die Adresse technisch auf eine Person oder Organisation registriert ist. Das allein schützt weder vor Markenrechtskonflikten noch vor Nachahmern.

Um eine Marke umfassend abzusichern, ist die Eintragung als Marke (national oder international) der rechtliche Weg. Nur so entsteht ein klarer Schutzbereich – mit Verteidigungsmöglichkeiten bei Verletzung.

Fazit

Die Webadresse ist ein zentrales Element digitaler Identität. Er verbindet Markenführung mit Sichtbarkeit, Vertrauen mit Technik, Kreativität mit Rechtssicherheit. Die Wahl der richtigen Domain wirkt sich direkt auf Wahrnehmung, Auffindbarkeit und Nutzerbindung aus.

Wer sich frühzeitig mit der Domainstrategie auseinandersetzt, spart nicht nur spätere Korrekturen, sondern schafft von Beginn an Klarheit – intern wie extern. Die besten Domainnamen sind klar, einprägsam, markenkonform, rechtlich unbedenklich und technisch zugänglich. Sie entstehen nicht zufällig, sondern durchdacht.